Caterina Satanik, Höflein (A)

Caterina Satanik wurde 1976 in Wien geboren und lebt in Höflein a.d. Donau. Die Österreicherin wurde von Burkhard Spinnen zur Teilnahme am Bewerb vorgeschlagen.

 

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leben ist anders

(auszug)

 

Ich streichle noch immer über das fell vom hund und beobachte die langen spuckefäden, die aus seinen lefzen hängen, obwohl der hund ja gar nicht mehr da ist, der mann hat ihn wie im schlaf unter meinen händen weggezogen.

Wie die hundehaare sich in scharen in den autositzen eingenistet haben mit kleinen widerhaken, kommt mir vor, weil der staubsauger kriegt sie da nicht raus, so hängen jetzt unsichtbare bilder in meinem haus und fangen mich ein, wann immer es ihnen gefällt. Einmal gehe ich die stiege runter und bin plötzlich mit dem mann am strand, auf dem er am zweiten tag mit dem leiberl gelegen ist, damit der rücken nicht röter wird. Ich liege im sand mit einer wasserflasche, und er hat seinen kopf in ein tuch gewickelt und schläft, sein rechtes handgelenk steckt in einem seil, an dessen anderem ende der hundekopf befestigt ist. Auch das tier schläft, sein feuchtes maul voller sand, aber das stört es nicht.

 

Zwei tage nach der trennung habe ich bei einer frau angerufen. Sie arbeitet als numerologin, und ihre adresse hatte ich schon lange von einer freundin, die einmal bei ihr war. Sie hat mir damals so viel erzählt, dass ich mir dachte, da kannst du auch mal hinschauen, wenn du es brauchst, dass dir jemand sagt, wer du bist und wie es um dich steht. Eigentlich ist es besser, es sagt dir niemand, wie es um dich steht, weil er dann zugibt, dass nur du es wissen kannst, aber wenn man verzweifelt ist und vor lauter traurigkeit an das wissen, wie es einem geht, nicht herankommt, freuen sich immer wieder viele andere, es einem um geld sagen zu dürfen. Es hat über 100 euro gekostet, ich weiß nicht wie viel über, aber es dauerte auch fast drei stunden, in denen ich sehr konzentriert war und fünf gläser wasser trank. Nachdem ich die wohnung verlassen hatte, fiel mir auf, dass ich vor lauter konzentration keine ahnung hatte, wie das gesicht dieser frau, die da für stunden mit mir geredet hatte, aussah. Vielleicht war das ihre absicht gewesen. Ich wusste jetzt einiges über mich und natürlich auch einiges von dem mann. Sein lebensbaum ist eine wuchtige erscheinung. Er hat eine riesige krone, sagte sie, aber keinen stamm und keine wurzeln, darum liegen all seine einfälle und seine große kreative energie auf dem boden. Was kann ich denn da machen, und warum habe ich mich in eine gefallene krone verliebt und sich seinerzeit eine solche in mich? Mein eigener baum hatte nicht so eine spektakuläre botschaft zu bieten, jedenfalls weiß ich sie nicht mehr.

Ich habe ein kuvert mitbekommen, in dem sich eine liste befand aller wichtigen dinge, die ich in nächster zeit tun sollte. Unter anderem waren buchtipps auf der liste. bücher, die dann wieder voller tipps waren, was nicht alles wie wäre und was nicht alles getan werden könnte, um das, was ist, zu ertragen, zu ändern, zu vergessen oder zu bekommen.

Ich habe die bücher alle gelesen und auch die anderen dinge auf der liste erledigt. Ich habe zum beispiel briefe geschrieben an den mann, ich habe sie dann verbrannt, nicht ihm gegeben, sondern dem feuer, damit ich die bilder loslassen kann, die mich anspringen, nicht nur im stiegenhaus. Zum beispiel, immer wenn ich das auto starte, springt ein bild hervor, wo sogar ein ton dabei ist. Da sagt nämlich der mann zu mir, dass das auto dann viel besser anfährt, wenn ich nach dem starten nicht sofort wegfahre, sondern noch ein bisschen zeit gebe, damit das gas einschießen kann. Und ich bin jedes mal, wenn dieses tonbild kommt, dankbar, dass er mir so etwas gesagt hat, und jedes mal stelle ich mir auch die frage, ob er mir nicht noch mehr hätte sagen können, und auch dinge, die nicht mit autos, großen autos und riesigen autos zu tun haben.

 

Einmal waren wir campen im ausland. Ich konnte es kaum glauben, dass wir wirklich einen campingplatz gefunden hatten, der uns nicht nur mit dem riesenlastwagen einließ, sondern auch mit dem hund, der in der campingplatzeigenen hundeverbotsliste als gefährlicher kampfhund eingestuft war. Bis zu diesem zeitpunkt hätte ich noch nie daran gedacht, dass der hund gefährlich sein sollte, aber das ist oft so im leben, dass man manchmal erst lernen muss, wovor man angst haben kann. Manche leute verlangen sogar, dass man sich bei ihnen bedankt, wenn sie einem beibringen, wovor man sich alles fürchten darf. Du sagst immer das gegenteil, fürchte dich nicht, und ich bin dir wirklich außerordentlich dankbar dafür. Ich glaube sofort, dass du meine beste versicherung bist, nämlich die gegen all die angst, die viele so gerne verbreiten, ich weiß nicht warum. Trotz der gefahr also, die vom hund ausging, durften wir parken, und der mann begann gleich nach unserer ankunft zu bauen. Er wollte ein vordach konstruieren, damit wir noch mehr platz hätten zum verstauen all unserer dinge. Wir hatten nicht nur einen großen tisch und zwei heurigenbänke mit dabei, sondern einen riesengriller, zwei hängematten, große hundedosen und behälter für das trockenfutter, seile und säcke, einen heißluftbrenner zum schweißen von plastikplanen, aufhängevorrichtungen für textile kleiderschränke, jede menge ratschengurte, matten und kisten mit geschirr und lebensmitteln, mit werkzeug und klettersachen. auch am weg gesammelte steine, ausgegrabene wurzelstöcke und sand.

Äußerst wenig platz aber hatten wir in der schlafkoje. Sie war so klein, dass man im sitzen schon den kopf einziehen musste und es auch wichtig war, die arme eng am körper zu halten. Wir durften uns hauteng zusammenkuscheln, nicht nur vor dem einschlafen. Wir konnten aus der umschlingung gar nicht raus, weil sonst stießen wir an die frotteebespannte innenseite der fahrerkabine oder an die rucksäcke, die an der rückseite des fahrersitzes hingen oder an die toiletttascherln, die von den haken baumelten, die dort waren, wo auch die gelsen sich versteckten. Wir konnten gar nicht von einander lassen.

Der mann und ich, wir waren uns auch tagsüber so nahe wie nachtsüber, ich war einmal nur geschirr waschen mit einem bottich bei der waschstelle, und als ich zurückkam, hat der mann mich schon sehnsüchtig erwartet, er hat gesagt, dass er froh ist, mich zu sehen und dass es eine wohltat ist. Auch der hund war uns so nahe, dass er ganz angespannt wartete, wenn einer von uns aufs klo ging. Nur wenn alle drei beieinander waren, wenn wir eine einheit darstellten, war alles in ordnung und niemand hatte angst. So waren die tage am strand.

Einmal gab es aber einen moment, da fühlte ich mich so wie jetzt. Ich dachte plötzlich - die wolken standen schräg im windigen himmel - was wäre, wenn wir getrennt wären, und es fühlte sich an wie ein riss. Der hund stand im sand, genau zwischen uns, und der mann ging nach rechts in richtung schlafkoje und ich nach links, in richtung flussmündung. Der hund blieb ganz lange in der mitte stehen und schaute nur hin und her, weil er nicht wusste, auf welche seite er gehen sollte, für wen er sich entscheiden sollte. Er wartete lange, und ich wurde sehr traurig, weil ich dachte, dass es so für ein kind sein kann, wenn die eltern auseinander gehen, dann will es bei beiden mitgehen, aber es kann sich nicht zerreißen. Nach einer weile ging dann der hund ihm nach. Es war mir klar, denn es war ja sein hund.

 

Ich frage dich, wie es weitergeht. Warum ist es so, wie es ist? Ich möchte am liebsten einfach sein. Heute habe ich in keinem buch nachgelesen, welcher tagestipp mir zu hilfe kommen könnte, ich habe mir selbst was gefunden, oder eher, die spinne über meinem bett hat mir das gesagt, dass es manchmal im leben notwendig ist, nichts zu tun. Die spinne ist so einfach, dass ich es kaum fassen kann. Sie lebt so sehr und tut so wenig. In der früh war sie genau da, und jetzt ist sie auch da, und weil ich heute nicht an all den orten war, wo ich normalerweise gewesen wäre, hätte ich mich nicht fürs hierbleiben entschieden, weiß ich, dass sie auch die ganze zeit dazwischen genau da war. Sie hängt an einer stelle, die sie für gut empfindet, das hoffe ich jedenfalls für sie, hat dort nicht einmal ein netz, nur ein paar fäden und wartet, dass ihr jemand entgegenkommt. Genügsam und einfach. Wahrscheinlich wird ihr auch noch die gnade zuteil, dass sie sich dabei nicht viel denken muss. Aber das kann ich nicht genau wissen.

 

Eine andere freundin von mir war bei einer energetikerin, einer frau, die von dem mann, mit dem sie sich die wohnung teilt, hexe genannt wird. Ich ging auch zu ihr. Die frau arbeitet sehr intuitiv, auf eine weise so unkonventionell, dass ich mich dadurch befreit fühlte, alles fragen und auch ungewöhnliches verlangen zu dürfen. Ich verlangte, dass sie mir die zukunft sagen möge und auch den grund, warum der mann sich weigert, wirklich mit mir zu reden oder wirklich in meine augen zu schauen, sich meinem blick zu stellen. Ich wollte von ihr wissen, ob mein gefühl stimmt, dass er angst vor dem hat, was er entdecken würde, wenn er mich in sein herz ließe. Sie sagte mir, er lebt in einer eigenen welt und seither nenne ich ihn wolf. Aber nur weil wolf in einer anderen welt lebt, kann ich ihn doch auch nicht nicht mehr lieb haben. Das ist auch gar nicht notwendig, hat sie gesagt, denn er wird wieder kommen, er braucht zeit, er muss lernen verantwortung zu übernehmen. Das habe ich schon gewusst, und wolf selbst hat sich sogar in seine haut die botschaft geritzt: ich übernehme die verantwortung für mein leben. Er hat die worte tagelang für sich wiederholt und dabei scherben gemacht und laut geschrien, so laut, dass der eine freund von ihm, den ich auch gerne mag, sich schon gesorgt hat, wer da um die uhrzeit so brüllt. Ich habe davon erst später erfahren, zu dem zeitpunkt, da er brüllte, habe ich schon geschlafen, aber in meinem bett.

 

Heute, wie ich in der küche stehe, beim block und mit blick auf den wasserdampf den tee aufgieße, stürzt ein gedanke auf mich ein, den die mediatorin gerufen hat. Sie hat gesagt, dass es heutzutage schwer ist, einen mann zu finden, der wirklich ein mann ist. Sie führt das zurück noch auf die kriege, wo generationen von männern gefallen sind, einfach nicht mehr nach hause gekommen sind und wo generationen von frauen lernen mussten, alleine mit allem fertig zu werden. Frauen haben da ungewollt ihre strategien entwickelt, wie alles alleine geht, und männer haben gelernt, wie es ist, nicht vorhanden zu sein. So ähnlich hat sie das geschildert, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Das muss ich aber auch nicht wissen, es reicht schon, dass ich es gehört habe und jetzt, kurz vorm frühstück, davon überfallen werde. Die mediatorin hat noch viele andere dinge gesagt, sie hat sehr viel gesagt und geschichten aus ihrem leben erzählt, die bestätigten, was sie sich dachte.

Sie ist mir auch von einer freundin empfohlen worden. Es war aber nicht die freundin, die bei der numerologin war und auch nicht die, die als erste die energetikerin kannte. Die netze der ratschläge können tatsächlich verblüffend geflochten sein, es ist auch möglich, sich in einem zu verfangen. Wenn man aber glück hat, kann einem der nützlichste hinweis von einer spinne oder von einem über den eigenen kopf dahinfegenden vogelschwarm aus zufallen. Das kostet dann auch kein geld, nur die ganze aufmerksamkeit und viel ruhe und zeit.

 

Durch seine haare zu fahren oder nicht durch seine haare zu fahren, in seinen haaren hängen zu bleiben, über seine stirn zu streichen, an seinem mund vorbei zu streichen, und wenn wir uns küssten, war es manchmal so zärtlich, dass es weh tat. Wenn ich jetzt daran denke, ist es, ich weiß es nicht, wie schmerzhaft, ich will seine haut immer noch spüren. Warum er nicht einfach da ist, weiß ich bis heute nicht. Warum er da nicht liegt, wo meine hand ist, wenn ich den arm ausstrecke. Die spinne kann mehr als dreimal so lange bei mir bleiben, obwohl sie dreimal so viel beine zum wegrennen hat wie der mann.

 

Ich denke, dass wir aus verschiedensten gründen sehr gut zusammengepasst haben, der wolfmann und ich. Natürlich gibt es auch gründe, die gegen unsere verbindung sprechen, aber von denen rede ich jetzt nicht. Für uns sprach zum beispiel unsere krasse unterschiedlichkeit im umgang mit gegenständen. Wir waren darin wie die zwei schalen einer wage, und der zeiger stand deshalb genau in der mitte, weil bei ihm die gegenstände vor eine zerreißprobe geführt und bei mir fast wie heilig verehrt werden. Es kann schon vorkommen, dass ich mich bei einem häferl entschuldige, das ich zu schroff in die abwasch stellte oder bei der salatschüssel, wenn ich mit einem teller über ihren glasrand schrammte. Wolf ist eher so, dass er überprüft, ob ein gegenstand auch wirklich ganz war, indem er ihn halb macht. Wenn er spürt, wie dieser zerbricht, verbogen wird und ächzt, weiß er, dass das vorher anders war. Einmal hat er einen anhänger fürs fahrrad gemacht, mit allem drum und dran, mit einer tollen kupplung, einem doppelgewinde, super geschweißt und alles, und als die sache fertig war, hat er sie bei einem wurzeligen waldstück, wo es bergab ging, tot gefahren. Es hätte rundherum auch einen asphaltierten weg gegeben, aber den wollte er nicht fahren, was mir klar war.

Das war an dem tag, an dem sein bruder mich fragte, was willst du mit ihm. Ich habe nicht geantwortet, weil ich erstaunt war, dass sein bruder so was fragt. Hat er mir dadurch gesagt, was er vom wolf hält oder was er glaubt, dass ich bin oder etwas tatsächliches über den wolf? Obwohl ich nicht geantwortet habe, habe ich weitergedacht, was ich mit ihm will, und bei dieser gelegenheit ist mir aufgefallen, dass ich freaks liebe. Wenn sie dran glauben könnten, dass die dinge, die man ganz lässt, ganz sind, wärs mir noch viel lieber, aber freaks kann man sich nicht aussuchen, die fallen einem wie zuckerstücke in den kaffee.

Wenn wolf neue schuhe hat, klettert er so lange auf bäume, bis die schuhe endlich nicht mehr neu sind. Das gefällt mir, weil es so viele menschen gibt, die ihre schuhe noch schonen, wenn sie selbst schon tot sind. Es war für mich zum beispiel sehr traurig, als meine tante mir nicht lange vor ihrem tod einen pyjama zeigte, den sie mit seidenpapier umwickelt in einer schachtel aufgehoben hatte. Sie hatte ihn mehr gehütet als ihren augapfel, weil einen augapfel hütet man ja nicht, indem man beschließt, nicht zu schauen. Der pyjama hatte jahrelang in der schachtel gelegen, weil er ihr zu schön, zu neu und zu kostbar zum tragen erschienen war. Er ist was besonderes, hat sie gesagt. Das war er natürlich auch für mich. Er war aber auch besonders altmodisch, unpraktisch und ungelebt, und so landete er dann auch auf einem flohmarkt, wo er doch schöne stunden im bett mit meiner tante verdient hätte und sie dieselben mit ihm noch allemal mehr.

So bin ich auch nicht, dass ich die dinge überschone, ich wasche auch keine plastiksackerln. Aber ich hatte diese tendenz zur überschonung als jugendliche, und da freute ich mich über die aktionen vom wolf, mit denen er gewichte in die waagschale seiner seite legte.

Wolf hat aber jenseits der groben entladungen eine liebe für kleine dinge, er kann sehr zärtlich sein im unscheinbaren. Er steckt hin und wieder einen winzigen bergkristall in einen blumentopf, damit es der pflanze besser geht, oder er schleift hingebungsvoll ein kleines stück holz, das er dann mit anderen zusammenbindet, damit es ein mobile wird. Oder er schenkt mir eine kette mit steinen, wo er mit einem minischleifer ein schönes zeichen reingeritzt hat, das sind die seiten, mit denen sich wolf ins herz schleicht, aber wenn er nicht mehr will, dann geht er. Da kann es schon vorkommen, dass ich mich gerade dann auf ihn verlassen will, wenn er nicht mehr da ist, dann will ich was hören, damit ich mir einen teil von allem erklären kann, aber er redet nichts. Er braucht dann seine zunge zum lecken seiner wunden, die er nicht herzeigt.

 

Ein anderer grund für unser gutes zusammenpassen hat mit dem körper zu tun. Da geht es um den nabel und um die zehen, um die art, wie ein mensch seine eigenen zehen angreift, um den geruch unter der achsel und um die augenwinkel. Es ist nicht unbedeutend, wie einer um die ecke biegt, wie er über einen stein springt, einen ast herunter biegt oder das schwimmen im see angeht. Wie einer eine tür öffnet und sich nach dem duschen abtrocknet, wie er den filter in die kaffeemaschine steckt und sich anschnallt am beifahrersitz, all das kann mir gefallen oder nicht gefallen. Wie einer ein pickerl wo runterlöst, oder ein waschbecken abmontiert. Das alles hat wolf schön gemacht in meinen augen.

 

Wolf hat jetzt einen klaubschein. Er hat mich irgendwann nach der trennung, es war vor ein paar wochen, gefragt, wie noch mal die nummer war von dem, an den er sich da wenden kann, wenn er den schein will. Ich habe sie ihm gegeben, als wir im auto saßen und zum hund fuhren. Die idee mit dem klaubschein haben wir schon gehabt, als wir noch zusammen waren, ich habe sie gut gefunden, weil es mir spaß gemacht hätte, mit wolf durch den wald zu streifen und holz zu holen. Alleine stelle ich mir das beschwerlich vor, weil ich große äste nicht abhacken kann, ganze bäume schon gar nicht, und auch nicht die kraft habe, riesige stücke irgendwo hinzuhieven. Aber mit ihm gemeinsam wäre das sicher sehr gut gegangen, und wir hätten eine schöne beute gemacht. Jeder hätte dann einen teil vom ganzen haben können, und wenn er bei mir gewesen wäre oder ich bei ihm, hätten wir sowieso gemeinsam von der gleichen hitze abbekommen. Und wir hätten uns immer auch gleichzeitig eine hitze erspart. Die arbeiten mit dem holz und dem wolf zusammen haben mir auch an stürmischen tagen gefallen. Wir haben holz im keller gestapelt, wir haben es hinter dem haus gestapelt, damit es in der heißen sommerluft trocknet, wir haben es dann, wie es schon trocken war, in einer zweiermenschenkette, die aus ihm und mir bestand, vom holzstoß zum kellerfenster und gleich durch das fenster in den keller befördert. Es war eine schöne bewegung, immer holz von ihm nehmen, holz werfen und gleich wieder um die eigene achse drehen und holz von ihm nehmen und holz werfen. Vor dem werfen holz eng aneinanderhalten, damit es durch das segment des kellerfensters passt, weil das sind so alte fenster, die mit eisenrahmen dreigeteilt sind, da kann man nur die einzelnen flügel öffnen und die rahmen bleiben im weg. Nach dem fallen lassen habe ich den stücken gar nicht mehr nachgeschaut, wo sie aufkamen, weil wolf mir schon die nächsten hingehalten hat, ich habe sie genommen, wir haben uns in die augen geschaut, ich habe mich gedreht und sie fallen lassen, mich gedreht und die neuen genommen und in die augen geschaut. Manchmal hat er mir so viele hingehalten, er hat ja auch größere hände, dass mir zwei auf den boden gefallen sind und die zeit, dass ich die runtergefallenen aufhebe, hatte ich nur, wenn wolf stoppte, mir in die augen schaute und lächelte. Wir waren wie am fließband, und es war lustig, weil mir schwindelig davon wurde. Ich weiß leider nicht, warum wolf den klaubschein erst vor kurzem geholt hat und warum die trennung dazwischen kommen musste. Ich hacke jetzt sogar selbst die spandln von den großen stücken ab. Das war zuerst eine sehr mühsame angelegenheit, weil mir die stücke auf dem unebenen hackstock immer umfielen, aber du wirst das lernen, hat wolf gesagt und mich alleine gelassen. Jetzt geht es schon viel besser mit dem spandlhacken als noch vor einigen wochen, und gut zum abbauen von aggressionen ist es auch. Ein kollege hat mich gefragt, ob ich überhaupt welche habe. Erstens weiß er nichts von wolf und zweitens finden sich immer welche, wenn man sie zum abbauen braucht.

 

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