Laudatio Hubert Winkels

Ich freue mich sehr, dass Lisa Kränzler diesen Preis gewinnt. Sie ist mit ihrem wunderbaren Text angereist, mit ihr gereist sind ihr Verleger Jörg Zundermeier und ihr Lektor, der sich mit diesem Text lange beschäftigt hat, ihn gewissermaßen mitgeschrieben hat...

Er heißt Jan Jenrich und hat auch das vorige Buch von ihr lektoriert. Und es hatte mit der Lesung von Lisa Kränzler hier im ORF-Studio eine besondere Bewandtnis, die viele halb mitbekommen, manche gar nicht. Ich möchte es hier in Abstimmung mit der Autorin hier benennen: Lisa Kränzlers Lektor ist in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bei diesem Wettbewerb gestorben. Man kann sich vorstellen, dass die Lesung und die Situation hier eine ganz besondere für sie war. Sie hat trotz allem ganz wunderbar hier vorgelesen, einen Ausschnitt haben sie gerade eben noch einmal gehört. „Willste abhauen“ – dieser Text ist die Geschichte der erwachenden Sexualität, die bekanntlich noch früher beginnt nach Freud als in diesem Text. Hier beginnt er im Kindergarten. Und in fünf Episoden wird im Grunde die leidenschaftliche Beziehung zweier Mädchen zueinander geschildert, sagen wir im Alter von vier bis vierzehn.
Fünf Episoden, in denen sehr stark über Körper, über Nähe, Gerüche, über Häute, aber auch über Zorn, Gewalt, das Aufreißen von Oberflächen, diese sexuelle und erotische und Liebesbeziehung geschildert wird. In jeder Episode gibt es den Bösen: das ist der Bauer, der kleine Kätzchen zertritt, der Bruder, der einer in die Brustwarzen zwickt oder es sind die Kindergärtnerinnen, die inspizieren statt liebend begleiten. Diese Gewalt, die in die Sexualität gemischt ist, ist auch Teil der inneren Verfassung der beiden jugendlichen Heldinnen selbst, und sie ist Teil der Sprache - man konnte sie im Vortrag Lisa Kränzlers hören, so dass sich diese Mischung aus Erotik, Sexualität, Zärtlichkeit und Gewalt im Grunde durch alle Fasern des Textes und des Auftritt durchzog. Es hat mir äußerst imponiert und ich sage: Glückwunsch zu diesem Preis.