Autorenfußballspiel und TDDL-Finale

Ich habe gestern die Bekanntgabe aller möglichen Endergebnisse versprochen und will dieses Versprechen jetzt einlösen: In einem Weltmeisterschaftsjahr muss man von den wichtigsten Dingen natürlich zuerst sprechen, als vom Autorenfußballspiel im Herbertgarten.

Das österreichische Literatennationalteam, das ich aufs Feld führte, gewann gegen die deutschen Bachmanndichter rund um Peter Wawerzinek unter Ausschluss der Öffentlichkeit 3:0 und wird als einer der seltenen spektakulären Triumphe des kleinen Bruders gegen den großen in die Literaturgeschichte eingehen.

Im übrigen war das Spiel so, wie Ovid in seinen Metamorphosen das goldene Zeitalter beschreibt: Keine Outlinien, keine Cornerfahnen und kein Schiedsrichter! Ein Fußballfreundschaftsspiel ohne Schiedsrichter ist wie ein literarischer Text ohne Literaturkritik: Es erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit, aber wenn man sich bemüht, geht es auch so.

Das war eine ganz wichtige Erkenntnis bei den heurigen Tagen der deutschsprachigen Literatur. Der 3sat-Moderator Andreas Isenschmid, der früher einmal selbst Juror beim Bachmannpreis war, begann seine Moderation zur Preisvergabe heute morgen mit den berührenden Worten: "Liebe Zuseherinnen und Zuseher, herzlich willkommen zu den Klagen der deutschsprachigen Literatur!" Damit ist ihm die Freud'sche Fehlleistung des Jahres gelungen. So etwas kann man nicht erfinden! Dazu herzliche Gratulation!

Gestern habe ich schwarz auf weiß und online nachles- und nachweisbar Peter Wawerzinek als meinen Favoriten bezeichnet, und er hat tatsächlich gewonnen. Die zweite Autorin, die ich hier ausdrücklich gelobt hatte, nämlich vorgestern Dorothee Elmiger, hat den zweiten Preis gewonnen. Und wie geweissagt haben sich beide an die Bachmannpreis-Grundregel gehalten: Kein Spaß. Kein Sex.

Meine Expertisen und offenbare Sachkenntnis ist mir jetzt selber ein wenig ungeheuerlich, wo ich doch eigentlich immer lieber bei den Übersehenen und Verlierern war!

Ich fühle mich wie ein Herbert Prohaska, der wieder einmal richtig getippt hat. Ich stehe jetzt also vor der Alternative, am Höhepunkt der Hellseherei aufzuhören - oder eine Honoraraufbesserung anzuregen.

Ich habe aber keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn schon naht der nächste Thriller dieses Tages. Und ich frage mich, ob es nicht zuviel wäre, wenn Deutschland an einem Tag zweimal gewinnt.

Fußball: Autoren verlieren 0:3

Gstättner als rasender Reporter