Jens Petersen erhielt den Bachmannpreis

Der Gewinner des Bachmannpreises 2009 ist Jens Petersen. Den Kelag-Preis gewann Ralf Bönt, der 3sat-Preis ging an Gregor Sander, der Willner-Preis an Katharina Born. Das Publikum kürte Karsten Krampitz zum Sieger.               

Videoaufzeichnung der  Preisvergabe

 

Petersen setzte sich mit 5:2 gegen Bönt durch

Der Schweizer Jens Petersen setzte sich im Stechen gegen Ralf Bönt mit 5:2 durch. Der Hauptpreis der 33. "Tage der deutschsprachigen Literatur" ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Kärntner Landeshauptstadt gestiftet.

"Kitsch oder Kunst" - diese Frage dürfte nun endgültig vom Tisch sein: Für seinen Text "Bis dass der Tod" wurde Petersen im zweiten Wahlgang mit dem Hauptpreis der Jury bedacht.

Kulturreferent Albert Gunzer, Jens Petersen, Bgm. Christian Scheider (Bild: ORF/Johannes Puch)Kulturreferent Albert Gunzer, Jens Petersen, Bgm. Christian Scheider (Bild: ORF/Johannes Puch)
Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider übergab den Hauptpreis, der von der Stadt gestiftet wurde, an den Gewinner Jens Petersen. Links im Bild Kulturreferent Albert Gunzer.


Der Text wurde von Burkhard Spinnen vorgeschlagen, der in seiner Laudatio meinte, ihn hätte nach dem erstmaligen Lesen "Panik erfasst", dass jemand anderer den Text bereits nominiert haben könnte. Spinnen gab sich "heilfroh, dass - mit seiner untypisch "schnellen Entscheidung" für einen Text - "der Bauchmensch Spinnen" über den "Kopfmensch Spinnen" triumphiert habe.

Mehr über den Autor Jens Petersen

Bönt erhielt für 'Fotoeffekt' den 'Kelag-Preis'

Ralf Bönt konnte sich dann in einer Stichwahl gegen Gregor Sander durchsetzen. Der Gewinner des mit 10.000 Euro dotierten Kelag-Preises wurde von Meike Feßmann nach Klagenfurt eingeladen.

Ralf Bönt, Harald Kogler (Bild: ORF/Johannes Puch)Ralf Bönt, Harald Kogler (Bild: ORF/Johannes Puch)
Der Kelag-Preis wurde von Harald Kogler an den siegreichen Autor Ralf Bönt übergeben.


Feßmann begründete ihre Wahl mit folgenden Worten: "Souverän erzählt Ralf Bönt von der Wissbegier als Triebfeder der Welterfahrung und davon, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht ohne Risiko zu haben sind. Der Fotoeffekt hat alles, was ich mir von Literatur erhoffe: Einen packenden Stoff, liebevoll gezeichnete Figuren, Empathie und Lebensklugheit".

3sat-Preis für 'Winterfisch' von Gregor Sander

Der "Winterfisch" Gregor Sanders wurde nach einer Stichwahl gegen Andreas Schäfer schließlich doch noch mit dem 3sat-Preis gewürdigt.

Gregor Sander, Margit Czöppan (Bild: ORF/Johannes Puch)Gregor Sander, Margit Czöppan (Bild: ORF/Johannes Puch)
3sat-Redaktionsleiterin Margit Czöppan übergab die Urkunde und den Scheck der Sendeanstalt an Gregor Sander.


Nach Klagenfurt eingeladen wurde Sander von Hildegard E. Keller, die ihre Wahl so begründete: "Ich stimme für Gregor Sander, weil Winterfisch mit kunstvoller Schlichtheit die Geschichte von Menschen erzählt, und damit anzurühren vermag. Feinster Fisch, aus den Gewässern der deutsch-deutschen Geschichte".

"Ernst Willner-Preis" für Katharina Born

Katharina Born entschied schließlich die Wahl des "Ernst Willner-Preises" nach einem langwierigen Prozedere für sich - Christiane Neudecker und Andreas Schäfer gingen leer aus.

Katharina Born, Willy Haslitzer (Bild: ORF/Johannes Puch)Katharina Born, Willy Haslitzer (Bild: ORF/Johannes Puch)
ORF-Landesdirektor Willy Haslitzer freute sich gemeinsam mit Katherina Born, dass sie den Ernst-Willner-Preis mit nach Hause nehmen konnte.


Vorgeschlagen wurde Born von Ijoma Mangold, der bei der Wahl zum Bachmannpreis noch für Ralf Bönt votiert hatte. Seine Begründung für Born: "Ich stimme für einen Text, der von der Macht und Gewalt jener Generation erzählt, die angetreten war, der repressiven Gewalt überhaupt den Garaus zu machen - für Katharina Borns Fifty-Fifty".

Das Publikum kürte Krampitz zum Sieger

Zum achten Mal wurde in diesem Jahr auch der Publikumspreis verliehen. Das Publikum sprach sich mit deutlicher Mehrheit für den Text von Karsten Krampitz aus. Der Preis in Höhe von 7.000 Euro wurde von der Hypo Group Alpe Adria gestiftet.

Karsten Krampitz, Harald Kogler (Bild: ORF/Johannes Puch)Karsten Krampitz, Harald Kogler (Bild: ORF/Johannes Puch)
Der von der Hypo Group Alpe Adria gestiftete Publikumspreis wurde von Hypo-Vorstand Kurt Makula übergeben.


Krampitz konnte mehr als 20 Prozent der abgegebenen Stimmen (268) für sich verbuchen. Die Zweitplatzierte - Catherina Satanik - erhielt etwas mehr als 173 Stimmen. An dritter Stelle lag Gregor Sander mit 134 Stimmen.

Spinnen: "Lesen ist ein Prozess"

In der traditionellen Abschlussrede des Juryvorsitzenden bracht Burkhard Spinnen lauter "zumutbare Wahrheiten" zur Sprache, was die Beurteilung und das Lesen von Literatur betrifft.

Burkhard Spinnen mit Maskenbildnerin Angelika (Bild: ORF/Johannes Puch)Burkhard Spinnen mit Maskenbildnerin Angelika (Bild: ORF/Johannes Puch)
Ein Vorteil, wenn man im Licht der Öffentlichkeit steht: Man kann sich in die Hände der hübschen ORF-Vistagistinnen begeben.


"Auch Hölderlin galt 100 Jahre als Verrückter, der in seinem Turm Notizen auf Zettel kritzelte". So sei alle Beurteilung von Literatur vorläufig und konstruiert, und eingebunden in den Prozess des Lebens selbst. Literatur bedeute, sich immer wieder auf fremde Welten einzulassen. "Lesen ist ein Abenteuer, das auf jeder Seite 1 neu beginnt - diese Wahrheit ist dem Publikum zumutbar".

 

Niederschriften der Diskussionen
bei der Preisvergabe:

Jurydiskussion Jens Petersen (Word-Format)
Jurydiskussion Jens Petersen (PDF-Format)

Jurydiskussion Gregor Sander (Word-Format)
Jurydiskussion Gregor Sander (PDF-Format)

Jurydiskussion Ralf Bönt (Word-Format)
Jurydiskussion Ralf Bönt (Word-Format)

Diskussion Preisvergabe (Word-Format)
Diskussion Preisvergabe (PDF-Format)